Nachdem wir in 2012 und 2013 mit jeweils nur einem Wohnzimmer-Konzert erste, sehr positive Erfahrungen gemacht hatten, entwickelte sich diese Art des Musikerlebens in 2014 zu einem fortlaufenden Hobby. Nicht nur hatte es sich offensichtlich bei dem einen oder anderen Künstler herumgesprochen, dass es im Raum Frankfurt eine neue Auftrittsmöglichkeit gibt, sondern wir suchten auch über die vielfältigen Möglichkeiten im Internet Kontakt zu Künstlern, die uns persönlich mit ihrer Musik am Herzen liegen. So kam es zu einer sehr schönen Mischung aus Bekanntem und Neuentdeckungen, die nicht zuletzt auch den Spass des Ganzen ausmacht.
Den Anfang machten im März Jez Hellard & the Djukella Orchestra aus Großbritannien, die uns mit ihrer Mischung aus traditionellem und keltischen Folk ordentlich einheizten, getragen von Jez‘ Stimme und seinem virtuosen Mundharmonikaspiel und gespickt mit vielen Geschichten und Anektdoten aus Jez‘ abwechslungsreichem Leben. James an der Fiddle und Nye am Kontrabass taten das Übrige um das Konzert zu einem gelungenen Jahresauftakt zu machen.
Des Einen Pech ist des Anderen Glück … aufgrund der Absage eines Konzerts in Mannheim durch den Veranstalter, bestand kurzfristig die Möglichkeit Zoe Boekbinder (zusammen mit Danah Olivetree und Taylor Ross) bei uns wilkommen zuheissen. Da mich Zoe’s Musik schon seit langem begeisterte, haben wir hier nicht lange gezögert und sind sehr gerne eingesprungen. Die gelungene Mischung aus älteren Stücken und Material der letzten CD „Baby Bandit„, sowie die nachfolgende adhoc Session mit neuem Material von Zoe und Solo-Stücken von Taylor ist den Gästen noch lange in Erinnerung geblieben.
Noch waren die Konzerte als sporadische Ereignisse geplant, sodass wir mit Whiskey & Women die nächsten Gastkünstler erst im Juli auf dem Programm hatten. Auch hier war die Veranstaltung eines Wohnzimmer-Konzerts eher zufällig über meine Beteiligung am Kickstarter der Band für ihre neueste CD „Medicine for the Blues“ zustande gekommen. Die Energie von Renée’s Akkordion- und Rosie’s Fiddlespiel, gepaart mit der Kraft der Cajun- und Folk-Stücke übertrug sich bereits von Anfang an auf das Publikum und spätestens mit ihrer Version von „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ gab es kein Halten mehr … es wurde mitgesungen, geklatscht und gestampft. Ein unvergesslicher Abend!
Über den Sommer kamen vermehrt Anfragen von Künstlern und es zeichnete sich sehr schnell ab, dass, wenn wir es wollten, unsere Wohnzimmer-Konzerte zu einem regelmäßigen Event werden könnten. Da die Erfahrungen uns gezeigt hatten, dass diese Art von „Grassroots“-Konzerten eine tolle Bereicherung sowohl für die Gäste, und die Veranstalter, als auch für die Künstler darstellt und wir selber auch viel Spass daran hatten, haben wir diese private Veranstaltungsserie mit neuem Elan fortgeführt. Ein Ergebnis war das Aufsetzen dieser Webseite um die Informationen zu bündeln und die Anmeldung zu den Konzerten zu vereinfachen. Später kam dann auch noch unsere Facebook-Seite als dritter Informationskanal, neben dem Email-Newsletter und der Webpage, hinzu.
Den Auftakt zu unserem musikalischen Herbst-Marathon machten Kal Lavelle und Zoe Konez, die im Rahmen ihrer gemeinsamen Europa-Tour bei uns einen Stop einlegten. Die beiden Künstlerinnen sind für mich eine meiner persönlichen Neuentdeckungen des Jahres, hatte ich doch vor der Konzertanfrage von beiden noch nie gehört. Die verschiedenen Klangbeispiele im Netz klangen vielversprechend und der Terminvorschlag passte gut in den Kalender, also war das Konzert schnell bestätigt. Das Konzert selber übertraf dann alle Erwartungen und zeigte, das die Dynamik eines Live-Konzerts auf kleinem Raum ein ganz anderes Erlebnis ist, als selbst ein Konzert in einer kleinen Halle oder Kneipe.
Mit Vellamo, zu denen der Kontakt über den Euro House Concert Hub hergestellt wurde, luden wir uns die ersten nicht-englischsprachigen Künstler ein. Trotz des Termins am Feiertag, dem „Tag der deutschen Einheit“, war das Konzert leider nicht so gut besucht, wie wir es uns und den Künstlern gewünscht hätten … aber auch das lag vielleicht an etwas Angst vor dem Unbekannten, denn finnischer Folk ist leider nicht allzu bekannt hierzulande. Die anwesenden Gäste wurden mit einer tollen Mischung aus finischem, schwedischem und englischem Folk belohnt und der Abend zog sich auch nach dem Konzert noch lange mit netten Gesprächen mit den Künstlern und Gästen hin.
Der Monat Oktober war auch das erste Doppelpack des Jahres, obwohl wir uns grundsätzlich das Limit von maximal einem Konzert pro Monat auferlegt haben. Als She Makes War (Laura Kidd) über Facebook nach Konzertmöglichkeiten in Deutschland fragte, rückte diese Einschränkung sehr schnell in den Hintergrund, da ich schon seit Jahren ein Fan ihrer Musik bin und ich uns und unseren Gästen die Möglichkeit, diese Ausnahmekünstlerin in einem kleinen und intimen Rahmen zu erleben, umbeding geben wollte. Auch wenn uns dieses Konzert vor einige logistische Herausforderunegn stellte, da wir im Gegensatz zu den bisher meist voll-akustischen Konzerten diesmal eine Musikanlage zur Verstärkung organisieren mussten, war es ein tolles Erlebnis und es hat sich auch hier wieder gezeigt, dass die Songs in einem kleinen Rahmen eine ganz andere Wirkung entfalten.
Eine weitere musikalische Entdeckung des Jahres 2014 war Adam Barnes, den ich vor seinem Konzert bei uns auch nicht auf dem Radar hatte. Mit seinen ruhigen und doch eindringlichen Songs, begleitet von Gitarre, E-Gitarre und Piano, nahm er das Publikum im häuslichen Wohnzimmer schnell gefangen, was auch die geforderten Zugaben zum Ende des Abends zeigten. Die anschließende Jam-Session bis spät in die Nacht wird den verbliebenen Gästen bestimmt noch lange im Gedächtnis bleiben und kann schon fast als legendär bezeichnet werden.
Der Dezember war ein weiterer Doppel-Konzert-Monat, in dem uns als erstes der Singer/Songwriter Chester einen Besuch auf unserer Kuhfell-Bühne abstattete. Seine Straßen-erprobte Mischung aus eigenen Songs und Stücken bekannter Künstler, wie Bob Dylan, Van Morrison oder Simon & Garfunkel ließen ein wenig Lagerfeuer-Stimmung im Wohnzimmer aufkommen.
Den Jahresabschluß bildete erneut Jez Hellard, diesmal als Special Guest an der Mundharmonika für die Blues-, Gospel- und HonkyTonk-Band „JC’s Hopeless Sinners„. Bei diesem Konzert viel es allen schwer stillzusitzen, man musste einfach mitwippen, -klatschen oder -stampfen, so treibend waren die Rhythmen. Sowohl die Eigenkompositionen, als auch Klassiker z.B. von Townes Van Zant oder Hank Williams brachten das Publikum zum jubeln. Ein absoluter Höhepunkt zum Jahresende!
Wie man sehen kann, war 2014 mit insgesamt 9 Konzerten in unserem Wohnzimmer nicht nur ein statistisch erfolgreiches Jahr, sondern vor allem durch die bekannten und neuen Gesichter unter den Gästen und die durchweg tollen Künstler eine absolute Bereicherung. Wir danken Euch allen für Eure Unterstützung und freuen uns auf weitere musikalische Abenteuer auf dem Kuhfell in 2015!